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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 242

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
242 Neue Geschichte. der dreimal längere Misso n ri nebst vielen andern Flüssen fallen. In das karaibische Meer fällt der Mag da-lenensl nß, ins atlantische der Orinoko und der 1400 Stunden lange und au der Mündung 30 Stunden breite Amassonas, welcher 100 mächtige Flüsse, wie den Madeira, Tokan tin :c. aufnimmt. Im Süden der Plata oder Silberstrom, der aus dem Zusammenfluß des Parana, Urngnai rc. entsteht. Das Klima ist sehr verschieden und im Allgemeinen kälter als in der alten Welt. Während in Grönland und Labrador die Kälte auf 40° R. Herabkommen kann und eben darum der Pflanzen- und Baumwuchs fast nichts ist, herrscht in den tropischen Gegenden eine über alle Beschreibung üppige Vegetation. In allen Naturreichen zeichnet sich Amerika aus, vornehmlich durch Metalle und Edel-steiue. Noch im Anfange dieses Jahrhunderts bezog man aus Amerika 8o°/0 des auf Erden gewonnenen Goldes und 91°/o alles Silbers. Brasilien ist das Land der Edelsteine, Nordamerika reich an Steinkohlen, Eisen, Zinn und Kupfer, im Westen an Gold und Silber. Auch die Pflanzenwelt ist höchst mannigfaltig; ungeheure Landstriche sind noch mit Urwäldern bedeckt. Fast nirgends findet man Sandwüsten; wo keine Wälder sind, dehnen sich unabsehbare Grasfluren aus, Savannen oder Pampas genannt. Zucker, Baumwolle, Indigo, Caffee, Cacao u. a. sind Produkte der Tropen; im Nordosten gewährt der Pelz des Bibers und anderer Thiere einen einträglichen Handel. Die Einwohnerzahl ist gering; man schätzt sie aus 80 Millionen, so daß nur 80 Einwohner auf eine Quadratmeile kommen. Ureinwohner (Indianer genannt) sind etwa 10 Millionen noch vorhanden. Sie sind in zahllose Völkerschaften vertheilt, haben eine rothe Hautfarbe und irren meist wild in den Wäldern und an den Flüssen als Jäger oder Fischer umher. Unter ihnen sind über 400 Sprachen und gegen 2000 Dialekte herrschend. Sie mögen in der ältesten Zeit ans Asien eingewandert sein. Weiße Einwanderer sind es über 50 Millionen; in Central- und

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 25

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii.? Die ältesten Weltvölker. 25 unabsehbaren Sandmeere zieht das Schiff der Wüste, das Kaineel. Wie Asien, so wurde auch Afrika frühzeitig, besonders von Hamiten bevölkert. Die Einwohner im Innern sind meist Neger, die durch die schwarze Farbe und wolliges Haar, wie auch durch besondere Gesichts- und Schädelbildung von den Stämmen Asiens sich ausfallend unterscheiden. Sie lebten immer völlig abgeschieden von der übrigen Welt, obwohl viele Karawanen den Weg zu ihnen fanden, und tragen heute noch alle Zeichen von Rohheit und Barbarei au sich. Im Süden herrschen dunkle Bantustämme und hellere Hottentotten vor. Im Hochlande Habe sch oder Abessinien, einst Aethiopien genannnt, gab es auch uralte hochcimlisirte Staaten: und von Meroe, wo ein Priesterstaat war, sind noch Ruinen vorhanden. Sie wurden durch Handel reich; und ihre Kunstfertigkeit war auch den Griechen bekannt. Doch war ihre Herrlichkeit bald verschwunden; und selbst in äußerlichen Dingen stehen die Einwohner jetzt auf sehr niedriger Stufe. 5. Aegypten. § 12. Bekannter istaegy pten geworden, das lange, nur wenige Stunden breite Tiefland des Nils. Vom Juni bis September werden die Niederungen vom Nil überschwemmt; und das lange Thal wird in einen unabsehbaren See verwandelt, aus dem die Dörfer sich wie Juseln erheben. Der reichliche Schlamm, den der Strom mit sich führt, befruchtet die Felder und macht den ausgebrannten staubigen Boden zu einem grünenden Garten, in welchem Getreide, Reis und Baumwolle auf's Ueppigste gedeihen. Erreicht der Wasserstand nicht die erforderliche Höhe, so erfolgt Theurung; ist die Überschwemmung stark genug, so wächst alles im Uebemnß. Die ältesten Einwohner sind Nachkommen von Mizraim, dem Sohne Hams; und nach diesem nennen die Bewohner das Land jetzt noch Misr. In Oberägypten gründeten die Pathrn- Handbüchl. d, Weltgesch. (7. «.) 3

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 84

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
84 Mittlere Geschichte, durch welche Gott seine Sache langsam, aber herrlich hinausführt. So verwandelt sich stets die Gestalt der Erde, bis diese selbst ihrem Moder heimfällt und dann aus der neuen Erde alle Böller in der Klarheit des Lichtes Jesu waudeln. Mittlere G e s ch i ch ! r. 1 Die Völkerwanderung. 1. Die Germanen § 35. Die ganze Breite des mittleren Europa war bisher außer dem Bereiche der Weltgeschichte geblieben. Es tummelten sich in derselben zahllose Völkerschaften umher, deren hauptsächlichste die sogenannten Germanen oder Deutschen waren. Sie kamen einst aus Mittelasien und zeigen sich durch ihre Sprache verwandt mit den Ariern in Persien und Indien. Deutschland selbst sah noch ganz anders aus als jetzt. Zwischen ungeheuren Wäldern und mächtigen Sümpfen wohnte aber ein kräftiges Geschlecht, dessen Tapferkeit, Redlichkeit und eheliche Treue die Römer rühmen mußten. Die Germanen hatten keine Städte, die nannten sie nur Käfige und Kerker, sie wohnten in Dörfern und vereinzelten Höfen, innerhalb deren der Familienvater unumschränkter Herr war. Sie hatten Häuptlinge, unterschieden sich in Edle, Freie und Leibeigene; und bei allgemeiner Kriegsuoth rief man einen sogenannten Heerbann aus, zu dem jeder Waffenfähige sich stellen mußte, und dem nicht selten auch Weiber und Kinder folgten. Ihre Religion war einfach, verehrt wurden besonders die Geister der abgeschiedenen Helden. Der oberste Gott hieß Wodan. Götzen waren nur wenige da, und statt der Tempel heilige Haine. Opfer, auch

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 21

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
j. Die (Ebene. 21 B. Die hauptsächlichsten Dodengestalten der Erd- oberfläche. 1. Die K b e n e. tz 15. Bei der Betrachtung der verschiedenen Bodengestalten unterscheidet man einerseits Tiefland und Hochland, jenes höchstens 200 m über dem Meere ge- legen, dieses aber noch höher ansteigend.^) Andererseits spricht man von ebenem Land und Bergland: das letztere zeigt einen ziemlichen Unterschied in der Er- Hebung der einzelnen Punkte, einen Wechsel von Berg und Thal, während in der Ebene alle Punkte ziemlich gleich hoch sind. Eine Ansammlung von Bergen heißt ein Gebirge. Die Gebirge aber sind entweder Mittelgebirge oder Hochgebirge. Unter letzteren versteht man diejenigen, die eine Höhe von 2500 m und mehr erreichen und mit ewigem Schnee bedeckt sind, während die Mittelgebirge nicht zu solcher Höhe aufsteigen. Demnach machen wir Z Abteilungen: I. Ebene; Ii. Bergland (oder Mittelgebirge); Iii. Hochgebirge. Bei den Ebenen unterscheidet mau wieder je nach ihrer Erhebung über das Meer Tiefebenen und Hochebenen. Macht die Hochebene die Oberfläche einer ausgedehnten Bodenerhebung (eines Massengebirges) aus, so heißt sie Plateau oder Tafelland; liegt sie aber zwischen den höheren Teilen des Gebirges und dem Tiefland, so wird sie Terrasse, Stufenland genannt. § 16. Die Ebene ist ein Land, das sich, so weit das Auge reicht, als weite Fläche hinzieht. Nirgends ein Berg, nirgends ein Thal; keine Erhebung, an der das umherirrende Auge einen Ruhepunkt fände. In Süddeutschland möchte man fragen: „ja, gibt es denn auch solche Länder?" In der That, wer nicht auf der Ebene lebt, der kann es kaum glauben, daß es solche gibt, kann sich keine Vorstellung machen, wie einförmig und ermüdend für ihn ein folches Land wäre. Ist eine folche endlose Ebene schon einförmig genug, wenn sie eine weite Grasfläche ist, so wird sie noch ermüdender als unabsehbare Sandfläche. Solche Strecken enthält z. B. Deutschland in seinen nördlichen Gebieten, wo man durch ganze Länderstrecken in endlosem ödem Sande reist. Zwischen weiten Sand- flächen erblickt man nur weitläufige magere Kieferngehölze, Heiden und dürftige Saaten. Langsam schleichen trübe Gewässer durch die Flächen, oder kleine Seen, zwischen leichtwellige Sandufer eingesenkt, sind über das einförmige Land zerstreut. Wechselt auch zuweilen in tiefer liegenden Strichen festerer Boden mit befferem Pflanzenwuchs, so kommen dagegen streckenweise tief mit Flugsand bedeckte, alles Pflanzenlebens unfähige Flächen vor, die selbst der genügsamen Kieser zu dürre sind, und wo jeder Wind den im Sommer fast glühend heißen Sand zu Wolken aufjagt. Düster, fast grau, liegt der Himmel bleischwer über dem Sandmeer, trübe scheint die Sonne durch die Dunstmasse. Oft bedeckt ganze Sommermonate hindurch Höhenrauch das Firmament. Wirbelsäulen des Flugsandes stürmen über die Sand- fläche hin, knietief watet Mensch und Pferd in dem heißen Sande, in Staubwolken *) Die Höhe über dem Meere wird immer senkrecht über der Meeresfläche gerechnet, die man bis unter den betreffenden Punkt (Berg, Stadt) verlängert denkt.

5. Lesebuch der Erdkunde - S. 22

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Einleitung. B. Die hauptsächlichsten Vodengestalten der Erdoberfläche. gehüllt schleicht der Reisende dahin, und die drückendste Hitze ermattet ihn bis zum Verschmachten. In diesem nord- deutschen Sandlande liegt z. B. Berlin. Doch ist die Sand- steppe hier nicht ganz von Erhebungen ent- blößt, die namentlich wenn sie mit schönen Waldungen bekleidet sind, eine um so lieb- lichere Erscheinung in dem einförmigen Lan- de bilden. Und auch ein Fluß, die Spree, bringt einen wohl- thueudeu Wechsel in diese mehr von Men- schen gemachte, als von der Natur vor- bereitete Großstadt. Noch einförmiger liegt Bremen, flach und kahl in der nord- deutschen Sandwüste. Rings um Bremen her ist alles Sand, Heide, Torfmoor, ein weites Flachland, mit seltenen schwachenan- höhen. An der Weser hin, die freilich, mit ihrer baldigen Aus- müudung ins Meer, Bremen zu einer großen Seehandels- stadt gemacht hat, zieht sich namentlich am linken Ufer ein schmaler Streifen von fettem Marschboden hin mit schönem Wies- wachs, gutem Ge-

6. Lesebuch der Erdkunde - S. 23

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
}. Die Lbene. 23 müse- und Ackerland und trefflicher Viehzucht. Und da und dort im Lande strecken sich Waldungen mit mächtigen Eichen, häusig aber schon sehr gelichtet, durch die sandige Öde hin. Und dennoch gefällt dem Norddeutschen seine Ebene. Ja, sie ist ihm eine liebe Heimat, obwohl wir im südwestlichen Deutschland uns in kein „Heim" finden können, wo keine Berge und Thäler sind. In der freien unbeschränkten Ebene fühlt sich der darin geborene auch frei. Ihm ist es wohlthuend, über die grenzenlose Fläche hinschweifen zu können, mitten in einer unendlichen Welt zu sein. Und seine Phantasie hat einen unbeengten Spielraum. Da träumt er sich denn hinaus in die weite Ferne, in die entlegenen Länder, auf die Meere. Es erwacht, wo das Ufer des Meeres nicht ferne ist, der Geist des Verkehrs, des Handels. Bald folgt der Schnellblick des Vorteils, des Gewinntriebs, der schnelle besonnene Unternehmungs- geist, die Redefertigkeit. Überdies ist, wo irgend urbarer Boden vorhanden ist, der Ackerbau ohne alles Hindernis zu betreiben, viel leichter als in bergigen Ländern, vorausgesetzt, daß es nicht an Wasser sehlt. Wo der Boden umher fest ist, sind Straßen fehr leicht anzulegen. Geselligkeit vereinigt die Menschen zu heiterem Lebensgenüsse, da ihnen sür ihr Gemüt nicht schon eine reiche Natur Befriedigung gewährt. Daher darf es den Süddeutschen nicht wundern, wenn der Norddeutsche eine kältere, trockenere Seele hat und zugleich einen schärferen Verstand, sowie mehr Redegewandtheit entwickelt. Diese wird in den Flachländern auch durch die Mund= art selbst begünstigt, da in ihnen die Sprache sich gleichsam verdünnt und zuspitzt, wogegen sie in Gebirgsländern wie einen vollen festen Körper bildet. Gerade wie auch der deutsche Volksstamm in Norddeutschland in seiner Körperbildung eine mehr lange, hagere Gestalt erhalten hat, während er in den Alpen seinen Gebirgen ähnlich, stämmig ist. § 17. Im südwestlichen Deutschland findet sich nirgends ein solches weites unerquickliches Flachland. Ebenen zwar sind vorhanden, aber überall sind sie mit Gebirgen oder Bcrgländern freundlich umschlossen, so daß der Blick nirgends auf endloser Fläche hinirren muß, und beinahe überall der Boden noch von munteren Bächen und Flüffen durchzogen wird. So ist z. B. Mannheim in einer weiten Ebene gelegen. Nach Norden und nach Süden ist das Land flach, so weit das Auge reicht. Es ist die große Ebene des Rheinthales, die bei 6 bis 10 Stunden Breite'sich von Mainz bis nach Basel hinauf ununterbrochen gegen 80 Stunden lang forterstreckt, nur daß sie gegen Süden allmählich etwas ansteigt, was jedoch unmerklich ist. Nicht nur ist die Rhein- ebene ungemein fruchtbar und von bedeutenden Flüffen durchströmt, die schon von Dampfschiffen belebt werden, sondern es ziehen auch auf beiden Seiten des großen Thales, freundliche waldbedeckte Gebirge hin, im Osten der Odenwald (und weiter hinauf, nach einer Lücke, der Schwarzwald), im Westen die Hardt (und weiter aufwärts die Vogeseu), — Gebirge, welche die Seele beim Anblicke schon eine neue Welt ahnen laffen, und mit ihren emporstrebenden Berghöhen und Kuppen dem Auge einen wohlthueuden Wechsel und anmutige Ruhepunkte gewähren. Dennoch macht sich auch hier bereits der Einfluß der Ebene geltend. Die Pfälzer der Rheinebene find weit mehr ein betriebsames und gewinnver- ständiges, schnellbesonnenes, redefertiges und vergnügungslustiges Volk als die be= nachbarten Bergbewohner. Freilich kommt ihnen der herrliche Rheinstrom zu statten, und zwar gerade da, wo ein großer Nebenfluß in ihn mündet, der Neckar, der hier

7. Lesebuch der Erdkunde - S. 60

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
60 Einleitung. B. Die hauptfächlichsten Bodengeftalten der Erdoberfläche. dern stärkende Bergluft, in deren frischem Bade die ganze Lebensthätigkeit freier wird; das Jauchzen der Sennhirten und die Glocken des weidenden Viehes tönen durch die Lüfte, und Alpenhütten schützen vor den drohenden Wettern. Diese Bergweiden, die eine Region von etwa 800 m von den Grenzen des ewigen Schnees hinabwärts bis Zur Baumgrenze einnehmen, sind es, die in der Schweiz Alpen, im deutschen Hochgebirge Almen, genannt werden, und das Gebiet der Alpenwirtschaft ausmachen. Sie sind ein kostbarer und sehr gesuchter Teil des schweizerischen und deutschen Hochgebirgsbodens und nehmen in manchen Bezirken des Hochgebirgs einen großen Teil der Bodenfläche ein, im Kanton Grau- bünden sogar die Hälfte, 70 Geviertmeilen oder 3600 qkm. § 56. Die Vegetation dieser A l p e n r e g i o n besteht aus ganz niedrigen, kaum zollhohen Kräutchen, die wegen der beschränkten Vegetationsdauer in dem kurzen Sommer kaum die Blüten entwickeln, geschweige die Sämlein zur Reife bringen, aber mit ausdauernden (pereunirenden) Wurzeln begabt sind, aus deren Stöcken sie jedes Jahr neu hervorsprossen. Es sind die Geschlechter der kleinen, niedlichen, rasenbildenden, gewürzhaften, und in der reinen durchsichtigen Luft mit hochfarbigen Blumen geschmückten Alpenpflanzen, auf denen wunderbar glänzende Schmetterlinge umherflattern: Speik, Enzian, Steinbrech, Ranunkel, Primel, Ver- gißmeinnicht, Alpenglöckchen (Soldanella), Schafgarbe, Steinklee, Eisenkraut (Verbeua), Heidelbeere u. s. w., besonders die schöne Alpenrose, die oft ganze Abhänge mit ihrem Purpur bedeckt. — Auf den höheren Bergtriften haben die Kräuter ein dürres, mageres, braungelbes Ansehen, aber dennoch gewähren sie wegen ihrer aromatischen Bestandteile eine vortreffliche Weide und bessere Milch als jene auf den niedrigeren Alpen. Letztere gewinnen jedoch schon hier und da das Ansehen einer Matte (Wiese), besonders wenn ein Abhang sich der Mittagsonne zukehrt; doch üppig wie in den Thälern erscheinen sie nie, weil zu häufig das Gestein durchschimmert. Merkwürdig ist, wie schnell nach dem Verschwinden des Schnees die Alpenkräuter emporsprießen, es geschieht in wenigen Tagen; schon unter der Schneedecke grünen sie, und die reiche Befeuchtung, der Sonnenbrand und die feine Luft treiben sie bei heiterer Witterung bald zur Blüte. Die Alpenvegetation nun ist dem Alpenbewohner von dem größten Werte zum Sümmern des zahlreichen Viehes, die niedrigeren Alpentriften selbst zur Ge- wiunung von Heu, da die engen Thäler nur sehr wenig Wiesenflächen darbieten. Denn in dem Besitze von Vieh besteht, beim Mangel an Getreideland, sein ganzer Reichtuni. Vorzugsweise treibt er Kühe und juuges Rindvieh, weniger Ochsen, eine bedeutende Anzahl von Schafen und Ziegen, auch Pferde und Schweine auf die Alpen, wo sie die 4 Sommermonate verbleiben. Mit Rindvieh, Schafen und Schweinen wird Handel getrieben, oft in sehr entfernte Gegenden; die Kühe und Ziegen benützt man zur Gewinnung von Käse, der beinahe in die ganze Welt geht, — der beste kommt aus dem Emmenthal und Simmenthal im Kanton Bern; weniger wird die Milch auf Butter verwendet, die nicht so großen Vorteil gewährt, außer in den österreichischen und steyrischen Alpen. — Die meisten Bergweiden ge- hören einer Gemeinde gemeinschaftlich, viele sind jedoch auch Privateigentum, und meist ein teures Besitztum. § 57. Die Alpen Wirtschaft beginnt im Juni oder Ende Mai, und dauert bis Ende September. Gegen das Ende des Frühlings, wenn dort oben der Schnee fort ist, ge- schieht fast eine allgemeine Auswanderung auf die Berge, und das fröhliche Hirtenleben kehrt

8. Lesebuch der Erdkunde - S. 82

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
82 Die Alpen. sehr fischreich, besonders aber wohlthätig dadurch, daß sie die unglaublichen Massen Schutt und Schlamm aufnehmen, welche die Alpengewässer fortwährend, namentlich aber bei ihren häufigen Anschwellungen, thalabwärts schleppen. 4. Klirncr und belebte Wcrtur der Atpen. § 80. Wenn man die Alpen ersteigt, so durchwandert man alle Klimate Europas mit ihren eigentümlichen Pflanzenregionen und Tieren. (Vergl. Fig. 8.) An ihrem südlichen Fuße, z. B. um Nizza amhmittelmeer, herrscht beinahe ewig ein Frühling. Die mittlere Jahreswärme ist wie in Lissabon und Neapel, aber die Hitze wird durch die Seewinde und die ans den Alpenthälern herabwehenden erfrischenden Lüfte gemäßigt. Hier und an den Ufern der südlichen Alpenseen er- scheint die Region der immergrünen Bäume (1); es ist das Land, wo die Zitronen blühen, im dunkeln glänzenden Laube die goldene Orange glüht, wo Mandel-, Granaten- und Feigenbäume unbedeckt den Winter ansdaueru, wo die Weinrebe an den hohen Ulmen, mit denen die Maisfelder eingefaßt sind, bis auf die Gipfel hinauf- raukt und in lieblichen Gewinden von Baum zu Baum sich schlingt, wo Oliven- Haine und Myrtengebüsche, Lorbeerbäume und Pistazien, dunkle Eypressen und mächtige Platanen, immergrüne Eichen und die hohe Schirmkrone der Pinien, wo andererseits der blütenreiche Kappernstrauch und der ästige Riesenschilf, Cactusseigen und Aloe, der Landschaft einen ganz anderen, den südlichen Charakter verleihen. Selbst bis 1300 m hoch gedeiht in den italienischen Alpenthälern, im Aostathale z. B., der Weinstock. Auch am nördlichen Saume des Alpeugebirgs, vorzüglich am Genfer See, selbst am Züricher See, bei 410 m noch, wächst die Rebe, und etwas südlicher, am Zuger See, bereits die Kastanie. Ein schmaler Gürtel der Region des W e i n- st o ck s (2) umkränzt den Rand der Alpen ringsum. Höher erhebt sich durch das ganze Alpengebirge die W a l d r e g i o n mit ausgedehntem Getreidebau in den Ebenen und Thäleru (3), unterscheidet sich jedoch bei ihrer weiten und hohen Erstrecknng in drei Stufen. Die untere Bergregion (bis 800 m) zeichnet sich aus durch den Nußbaum, durch herrlichen Wuchs aller Obstbäume, und den üppigsten Getreidebau; hier wohnt daher die Hauptbevölkerung des Alpenlandes. Die obere Bergregion (bis 1600 m) mit dem eigentlichen Wald- wüchse macht sich hauptsächlich durch die Buche kenntlich; in der Mitte dieser Region bleiben bereits die Eichen, Ulmen, Linden u. s. f. zurück; das Gebirge wird wilder, die Dörfer seltener und kleiner. Der Kornbau hört in der Schweiz bei 1200 m auf, dagegen beginnt das eigentliche Alpenleben, die Viehzucht, den Sommer hindurch auf den herrlichen Alpenmatten (8 55 ff.). Auf diesen Höhen herrscht bereits das Klima von Schweden (um Stockholm). — Die höchste Berg- regiou (bis 1800 m) ist die Region der dunkeln Nadelwälder mit Tannen, Fichten, Kiefern, Lärchen und Zirbeln; die Kornfelder sind verschwunden und mit ihnen die Dörfer, nach oben wird alle Baumvegetation zum niedrigen Gestrüpp, aber Alpen- rofen und andere herrliche Alpenblumen und kräftige Arzneigewächse bedecken die Berghänge, auf denen die trefflichsten Sennereien gehalten werden. Es ist das Klima Lapplands. — Diese Gesamtregion enthält die schroffsten und interessantesten klimatischen Kontraste, besonders wenn in der Nähe ein tiefes, warmes Thal durch- zieht; hier magst du dich bereits an köstlichen Trauben laben, während ein Körbchen mit Erdbeeren deinen Tisch ziert, ja von den hohen Bergen kaum reifgewordene

9. Lesebuch der Erdkunde - S. 83

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
4. Klima und belebte llatur der Alpen. 83 Kirschen Herabkommen; die Ernte ist im Thale vorüber, auf den höchsten Höhen sind die Gerstenfelder noch grün, und auf den Alpenmatten sproßt zwischen herrlichen Frühlingsalpenblumen das erste Grün hervor; und wenn auf den mittleren Höhen die Ernte beginnt, sind die Alpengräte und Kolosse bereits wieder in ihr Schnee- gewand eingehüllt. Nun beginnt die u n t e r e Alpenregion (4) bis 2000 oder 2300 m. Hier erscheinen bereits einzelne dauernde Schneeflecke, aber dennoch ist es die Region der würzigsten Alpenweiden, der Hochalpen, obwohl sie erst Mitte Juli auf wenige Wochen besucht werden. Es herrscht hier schon das Klima von Island: ein sehr kurzer Sommer, der Winter hat die Oberhand und beginnt schon im August. Die obere A l p e n r e g i o n (5) bis zur Schneegrenze (2600 m) kennt nur noch einzelne Alpenpflanzen, die mit ihren prachtvollen Blüten zwischen den Flechten hervorwachsen, welche den kahlen Felsen je und je bedecken, wie in Grönland und Labrador; das Pflanzenleben erstarrt bereits vor dem herrschenden Eise und der Felsennatur. Hier ist es, wo die Gemse, vom Jäger verfolgt, von Klippe zu Klippe springt, wo der Bär, der selten gewordene Steinbock haust, das Murmeltier piept, der Adler und Lämmergeier einsam horstet. Endlich hüllt die S ch n e e r e g i o n (6) die ganze Schöpfung in ewige Et- starrung. Nur die schroffen und steilen Riesengipfel bleiben frei von der Schnee- bedecknng, alles sonst, Schluchten und Abhänge, Rücken und Alpendome, wo sich nur irgend Schnee halten kann, ist mit großen Schnee- und Eismassen belastet. Hier vermag die Sonne kein Pflänzchen mehr zu erzeugen, auch alles tierische Leben ist erstorben. Verirrt sich ein Insekt, auf den Lüften getragen, in diese eisigen Höhen, so fällt es dem Tode anheim; Gemse, Steinbock, Murmeltier, ja Adler und Bach- stelze wagen sich kaum noch in die unteren Gegenden. Hier ist das Klima der Polarzone. Mag auch in den heißesten Monaten der Sonnenstrahl die Schnee- und Eisdecken etwas erweichen, schon am Nachmittage tritt wieder grimmige Kälte ein, und was über den Mittag geschmolzen war, gefriert bereits wieder. So dauert dieser Kampf seit Jahrtausenden fort, und ruht nur im Winter auf längere Zeit, um im hohen Sommer ebenso erfolglos aufs neue zu beginnen. Die lautlose Grabes- stille wird nur auf Augenblicke von dem Getöse berstender Felsenmassen oder von dem Donnern der Lawinen unterbrochen, die von den Steilhängender Fels- gipfel, oft nur durch einen Laut in Bewegung gefetzt, in die Tiefe rollen, und, durch den Druck der Luft nicht felten ganze Waldungen, Felsblöcke und Hütten mit fort- reißend und alles in die ungeheuren Schneemassen fest ballend, häufig ganze Strecken des Thales samt Wohnungen, Herden und allem bedecken oder fortschleudern und zertrümmern. Dagegen bietet die Schneeregion geistige Genüsse, von denen der Be- wohner der Niederuug keinen Begriff hat, — die majestätischen Aussichten auf ihren Gipfeln. Zwar ohne Führer und Träger mit Stricken, Stangen, Äxten, Lebens- Mitteln n. s. w. ist ihre Ersteigung gar nicht möglich. Aber, kostet sie auch große Beschwerden und gefährliche Mühsale — sie eröffnet dem Kinde dieses Planeten eine neue Welt. Die Überschau der ganzen Alpenschöpfung, über sich den schwarzblauen Himmel und die in der dünnen Luft nicht mehr glühendstrahlende, nur weißleuchtende Sonne, zu den Füßen in den Thälern und an den Seen die Städte und Wohnungen der Menschen, am Rande des Gesichtskreises ferne Meere und Länder, welch ein er- habener, alle Hoheit der Erde übertreffender Anblick! Doch, das Auge und Angesicht fühlt einen Schmerz, Lippen und Nase bluten, eisige Kälte und Schwindel, heftiger

10. Lesebuch der Erdkunde - S. 100

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
100 Ii. Das Deutsche Reich. 8 97. Reist man von Straßburg weiter ins Innere, so überschreitet man bald die Vogesen über eingesattelten Gebirgsniedernngen und in Bahneinschnitten, und kommt über Zabern (Saverne) und die starke Bergfeste Psalzburg am jen- seitigen Abhange in das Stufenland von Lothringen, das westlich mit dem niedrigen, aber unwegsamen Argonnenwalde schließt. Hier findet der Schwabe Gegenden, ganz ähnlich den Gauländern und Hügeln landschaften seiner Heimat, des inneren Württembergs; nur ist Lothringen etwas flacher, 200—260 m hoch, mit eingebetteten muldenförmigen Thälern. Die Mosel entspricht dem Neckar, Metz etwa Cannstatt-Stuttgart. .Sic}. 41. plan von Metz und Umgebung. Auch diese fruchtbare Landschaft gehörte in alten Zeiten zum deutschen Reiche, als Herzogtum Lotharingen, wurde aber seit 1766 ganz französisch; nur im östlichen Teile wird noch deutsch gesprochen. Im Jahr 1870 wurde etwa der fünfte Teil des alten Herzogtums wieder mit Deutschland vereinigt. Unten an der Mosel, in erweiterter trefflicher Thalebene liegt das alte M e tz, eine Hauptfestung des deutschen Reichs, zugleich reich durch Handel und Fabrikation, Dampfschiffahrt, Akademie, römische und deutsche Altertümer, 53 000 E. — Weitere Festungen find Witsch und Diedenhofen (Thionville, 7000 @.); in der Nähe des letzteren die Eisenwerke von Halingen. Um Metz her liegen die Schlachtfelder von Colombey, Vionville (Mars-la-Tour), Gravelotte, Noisseville.
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